Ein Buch, das schadet: „Irreversible Damage“

Interessant ist, dass diese haltlosen Vergleiche ausgerechnet aus dem Mund eines Skeptikers kommen, der sich klare Wissenschaftsorientierung und Faktenbasiertheit auf die Fahnen geschrieben hat. Dass ROGD von führenden Wissenschaftlern, Expertengremien und Berufsverbänden unisono abgelehnt wird, dürfte ihm bestimmt zu Ohren gekommen sein. Dennoch stellt er sich in seiner Positionierung hinter Abigail Shriers Buch und lässt in selbstimmunisierender Weise jegliche Kritik daran bzw. an der ROGD-Hypothese sofort abprallen. So wurde auf der Webseite des amerikanischen Skeptic Magazine, einer richtungsweisenden Zeitschrift für die internationale Skeptikerszene, eine positive Buchkritik zu Shriers Werk veröffentlicht, die zuvor von der Seite „Science Based Medizine“ entfernt worden war. Was diese tendenziöse Haltung entgegen jeglicher wissenschaftlicher Beweisbarkeit auf einer Skeptiker-Webseite zu suchen hat, bleibt fraglich.

„Emma“ wittert den „trans Skandal“

Mit einer aufmerksamkeitsheischenden Schlagzeile rund um einen vermeintlichen „trans Skandal“ und dessen „fatale Folgen“ scheint die September-Auflage der Zeitschrift Emma aus dem Jahr 2023 auf Bildzeitungs-Niveau um Käufer zu buhlen. Zyniker mögen anmerken, dass es die Zeitschrift wohl auflagentechnisch (sprich: finanziell) dringend nötig habe, derart provokant um Leser zu werben. Pragmatiker hingegen verweisen auf die genderkritische Positionierung der Alice-Schwarzer-Zeitschrift, dessen Herausgeberin bekanntlich eine Streitschrift zum Thema veröffentlicht hat und von einer „Trans-Mode“ spricht, wann immer sie dazu die Gelegenheit (oder ein Mikrofon) bekommt.

Transphobie als rechte Agitation

Dass genderkritischer Feminismus mit seiner Moralpanik als Einfallstor und Brücken-Narrativ zu rechtem Gedankengut dient, hat bereits der vorige Beitrag beleuchtet. Es geht hier um eine narrative Allianz und ein gefährliches Relationsgeflecht, das unter der argumentativen Klammer, sich für den Schutz biologisch weiblicher Frauen als „bedrohtes Geschlecht“ einzusetzen, eine Gegenöffentlichkeit kreiert. Far right bedeutet nicht far away, insbesondere dann, wenn durch Feminist_innen, welche sich diese Selbstbezeichnung auf die Fahnen schreiben, klare Grenzen verwischt werden und es plötzlich „en vogue“ scheint, anderen Menschen ihr Grundrecht auf geschlechtliche Selbstbestimmung abzuerkennen.

Wie TERF Stereotypen repliziert

Genderkritischer Feminismus, auch TERF (trans-exclusionary radical feminism) genannt, nimmt an, dass das biologische Geschlecht unveränderbar sei und lehnt demzufolge Gender-Identität als „falsche Ideologie“ ab. Durch die strikte Mann-Frau-Schubladisierung trägt genderkritischer Feminismus zu einer transphoben Moralpanik bei, da trans Frauen als Bedrohung geframed und eine irrationale Ängste, z.B. vor der vermeintlichen Abschaffung der Mann-Frau-Begriffe oder aus Sicherheitsbedenken gegenüber trans Frauen, geschürt werden.

Trans*: Daten und historische Parallelen

Trans*-Identitäten werden heute – genauso wie 1933 – missbraucht, um die Gesellschaft nicht nur zu spalten, sondern rechte Ideologien gesellschaftsfähig zu machen und diesen dadurch Macht zu verleihen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei vor allem die bewusste und unbewusste Angst – daher der Begriff „moralische Panik“ – aller Menschen: nämlich ein Angriff auf die Kinder und Jugendlichen. Das sind die Bausteine, mit denen Verschwörungen in Gang gesetzt werden, doch darauf gehen wir, wie bereits erwähnt, in einem anderen und sehr viel längeren Beitrag ein.

Grooming-Verschwörungstheorie & Religious Right

Genau als jenes Brücken-Narrativ zu rechtem Gedankengut dient u.a. die Verschwörung von trans Personen als „Groomer“. Mit dem Vorwand, sich um das Wohlergehen von Kindern zu sorgen, wird damit transidenten Menschen unterstellt, pädophil zu sein und in gezielten „Kampagnen“ und Sexualaufklärung Pädophilie normalisieren zu wollen. Diese hetzerischen und grundlosen Anschuldigen erfüllen alle Charakteristika einer moralischen Panik