Interessant ist, dass diese haltlosen Vergleiche ausgerechnet aus dem Mund eines Skeptikers kommen, der sich klare Wissenschaftsorientierung und Faktenbasiertheit auf die Fahnen geschrieben hat. Dass ROGD von führenden Wissenschaftlern, Expertengremien und Berufsverbänden unisono abgelehnt wird, dürfte ihm bestimmt zu Ohren gekommen sein. Dennoch stellt er sich in seiner Positionierung hinter Abigail Shriers Buch und lässt in selbstimmunisierender Weise jegliche Kritik daran bzw. an der ROGD-Hypothese sofort abprallen. So wurde auf der Webseite des amerikanischen Skeptic Magazine, einer richtungsweisenden Zeitschrift für die internationale Skeptikerszene, eine positive Buchkritik zu Shriers Werk veröffentlicht, die zuvor von der Seite „Science Based Medizine“ entfernt worden war. Was diese tendenziöse Haltung entgegen jeglicher wissenschaftlicher Beweisbarkeit auf einer Skeptiker-Webseite zu suchen hat, bleibt fraglich.
Monat: Juli 2024
ROGD – eine problematische Hypothese
ROGD wurde von keinem psychologischen Verband oder Diagnosemanual als valider Diagnostikbegriff anerkannt. Im Gegenteil, Fachverbände und peer reviewed-Journals raten dezidiert von der Verwendung des Begriffes ab, da dieser wissenschaftlich nicht beweisbar ist – was u.a. eine 2022 durchgeführte klinische Studie belegt. Zudem weist die Hypothese von RODG eklatante methodische Mängel auf (dazu weiter unten im Text).
Diskussion: RG-MC und mediale Berichterstattung
Bereits der Titel „Wie kritisch sollten Erzählungen von Missbrauchsopfern hinterfragt werden?“ geht direkt in medias res, wie Moderatorin Sarah Ulrich („Netzwerk Recherche“) erklärt und die Eckpunkte des Narrativs von RG umreißt. Dazu berichtet sie über ihren ersten Kontakt mit dem Thema, als ein bekannter Traumatherapeut mit diesbezüglichen „Informationen“ über einen satanischen, Kinder-mordenden Kult in Berlin an sie herangetreten ist. Ulrich erläutert, wie sie „erst einmal drauf reingefallen sei“, bis sie gemerkt habe, dass dieses Story nicht stimmen könnte, sondern zu einem bereits aufgedeckten Narrativ passe.
„Emma“ wittert den „trans Skandal“
Mit einer aufmerksamkeitsheischenden Schlagzeile rund um einen vermeintlichen „trans Skandal“ und dessen „fatale Folgen“ scheint die September-Auflage der Zeitschrift Emma aus dem Jahr 2023 auf Bildzeitungs-Niveau um Käufer zu buhlen. Zyniker mögen anmerken, dass es die Zeitschrift wohl auflagentechnisch (sprich: finanziell) dringend nötig habe, derart provokant um Leser zu werben. Pragmatiker hingegen verweisen auf die genderkritische Positionierung der Alice-Schwarzer-Zeitschrift, dessen Herausgeberin bekanntlich eine Streitschrift zum Thema veröffentlicht hat und von einer „Trans-Mode“ spricht, wann immer sie dazu die Gelegenheit (oder ein Mikrofon) bekommt.
Michael Shermer und das Thema trans
Sein Appell über den großen Teich nach Deutschland: „Lasst Politik aus dem Skeptizismus draußen und konzentriert euch auf Fakten, Beweise, kritisches Denken und die Förderung von Wissenschaft.“ Das wirft natürlich die Frage auf: Wie stark lässt Shermer selbst Politik außen vor, wenn er einen Artikel nach dem anderen über trans verfasst? Lässt es sich wirklich „unpolitisch“ (vulgo: skeptisch) über dieses Thema schreiben, wenn in den USA (aber nicht nur dort!) die Diskussionen und wissenschaftlichen Erkenntnisse in einem politisch derart polarisierten Feld stattfinden bzw. von Teilen der Politik instrumentalisiert werden? Hierbei ist nicht reine Parteipolitik gemeint, sondern vor allem auch gesellschaftspolitische Strömungen wie die des radikalen Feminismus.
WTF-Talk: Klarstellung zur DIS
Eigentlich ist es erschreckend, dass sich überaus kompetente Fachleute im Jahr 2024 gezwungen sehen, zu betonen, dass es nicht um abgespaltene Persönlichkeiten geht, sondern um eine mangelnde Verbindung von Zuständen innerhalb einer Persönlichkeit. Hier sind wir exakt bei dem Punkt, dass sich ein Kleinkind eben nicht „aufspalten“ kann, – wie oft behauptet wurde – sondern dass die DIS das Ergebnis mangelhafter integrativer und assoziativer Prozesse ist.
WTF-Talk: Satanic Panic Update 2
Gleich zu Beginn des Talks weist Bernd Harder auf den im Frühjahr erschienenen Artikel von Peer Briken hin, der nun erstmals auf die Kritik reagiert hat . Auch Frank Urbaniok begrüßt diese Klarstellung, denn in Brikens ursprünglicher Studie wurde quasi durch die Hintertür eine Prävalenz für RG-MC suggeriert, indem von Behandlungsbedarf bzw. dem noch nicht gedeckten Forschungsbedarf gesprochen wurde. Daraus ergab sich in Folge das Problem, dass diese Studie von Anhängern des Narrativs als Referenz genommen wurde. Dennoch kann diese Stellungnahme erst ein Anfang sein: „Es ist gut, dass die Stellungnahmen kommen, es ist gut, dass sich Fachverbände, Funktionäre positioniert haben. Das ist ein bisschen die Eintrittskarte für die Diskussion, doch das heißt noch nicht, dass die Kuh vom Eis ist“ – denn gerade in der Praxis, so Urbaniok, therapieren diejenigen, die Fehltherapien vertreten, munter weiter.
Damals und heute: rituelle Gewalt
In den letzten Monaten haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass Begriffe und Definitionen von ritueller Gewalt geändert werden und dass es zu Bedeutungsverschiebungen sowie Umdeutungen kommt. Anhand eines sehr bekannten Vereins (vielfalt-info.de) zeige ich in einer Gegenüberstellung nun diese teilweise sehr erschreckenden Veränderungen auf. Weiters komme ich auch auf den Einfluss zu sprechen, den u.a. Vielfalt-info.de seit Beginn auf die UBSKM genommen hat.
Sehr geehrte UBSKM
Sie, Frau Claus, sind die UBSKM und damit eine weisungsfreie Bundesbeauftragte, deren Amt im Jahr 2010 durch die Bundesregierung geschaffen worden ist. Die Stellungnahme auf Ihrer Webseite aber klingt alles andere als nach Souveränität, Neutralität und Objektivität. Um genau diese Objektivität bat ich Sie bereits mehrmals öffentlich, denn es geht hier um sexuellen Missbrauch an Kindern und in Folge um schwer traumatisierte Opfer! Das Mindeste, was diese Menschen verdient haben, ist eine UBSKM, die sich wissenschaftlich fundiert – ohne den Hauch von Befangenheit – und objektiv für die Belange der Opfer einsetzt. Was aber bekommen wir Opfer nun geboten?
Offener Brief an die UBSKM
Ich wünsche mir von Herzen, dass jedem Menschen geglaubt werden kann, wenn er missbraucht wurde. Der Opferschutz war mir mein ganzes Leben lang extrem wichtig. Auch politisch, denn ich komme aus der ehemaligen DDR. Was ich hier aber beobachte, hat mit Opferschutz schon lange nichts mehr zu tun. Nach außen hin wirken bestimmte Aktivitäten – und damit spreche ich alle an, die an der Debatte beteiligt sind – nur noch nach Rechthaberei und Glaubenskrieg. Mittendrin unsagbare Zerstörung! Es geht letztendlich nicht darum, einem Menschen zu glauben oder nicht zu glauben. Es geht um die Notwendigkeit einer kontroversen nüchternen Debatte, es geht um Professionalität, um Objektivität, um Souveränität und darum, Emotionalitäten nicht »regieren« zu lassen.