Kategorie 4.2. Skeptiker

Pseudo(?)-Skeptizismus

Bedeutet Skeptizismus nicht, dass man Wahrnehmungen und Behauptungen kritisch prüft – unabhängig davon, wer sie aufstellt? Hat Skeptizismus nicht konkret damit zu tun, dass man wissen will, aber Zweifel auch aushalten kann? Dass man sich selbst als Teil des Irrtums begreift und bereit ist, die eigene Meinung zu korrigieren, wenn bessere Argumente vorliegen?

Es geht nicht darum, überall Rechthaberei zu betreiben oder sofort eine Antwort zu haben.
Es geht darum, weiterzufragen – immer bewusster, feinsinniger und wissensdurstiger.

Das Trojanische Pferd der Vernunft

Ein Text, der mir heute als Paradebeispiel für diesen ideologischen Umbau erscheint, ist Nikil Mukerjis Artikel über sogenannte "Ideenpathogene". Er konstruiert ein Bild, in dem Skeptiker als immunologische Zellen gegen geistige Krankheitserreger auftreten. Begriffe wie „epistemische Antikörper", „infizierte Organisationen" und „T-Killerzellen" machen klar: Hier wird nicht argumentiert, hier wird allem Anschein nach vernichtet. Nicht Argumente stehen im Vordergrund, sondern Bekämpfung, Ausschluss und Kontrolle.

Offener Brief an die GWUP

Ich habe im Laufe des letzten Jahres so einige Beiträge über die GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) veröffentlicht, in denen es darum gegangen ist, irgendwas richtig zu stellen, was aus meiner Sicht falsch an die Öffentlichkeit vermittelt wurde. Es ging mir dabei noch nicht einmal um mich selbst, sondern darum, allgemeine Sachverhalte zu schildern und zu erklären, wie ich sie als Involvierte erlebt hatte.

In diesem offenen Brief aber geht es mir ausschließlich um mich als ehemaliges Neumitglied in einem Verein, der mir im Moment gerade auch für unbeteiligte Neumitglieder (vor allem mit Behinderungen) keine gute Anlaufstelle zu sein scheint.

Michael Shermer und das Thema trans

Sein Appell über den großen Teich nach Deutschland: „Lasst Politik aus dem Skeptizismus draußen und konzentriert euch auf Fakten, Beweise, kritisches Denken und die Förderung von Wissenschaft.“ Das wirft natürlich die Frage auf: Wie stark lässt Shermer selbst Politik außen vor, wenn er einen Artikel nach dem anderen über trans verfasst? Lässt es sich wirklich „unpolitisch“ (vulgo: skeptisch) über dieses Thema schreiben, wenn in den USA (aber nicht nur dort!) die Diskussionen und wissenschaftlichen Erkenntnisse in einem politisch derart polarisierten Feld stattfinden bzw. von Teilen der Politik instrumentalisiert werden? Hierbei ist nicht reine Parteipolitik gemeint, sondern vor allem auch gesellschaftspolitische Strömungen wie die des radikalen Feminismus.