
Gleich zu Beginn möchte ich etwas zitieren, was ich auf der Seite Hegedüs über Psiram schrieb:
„Ich erkannte die Muster – wie Debatten manipulativ gelenkt, wie Personen gezielt ausgegrenzt, wie Informationen geframt werden. Als ich den Mechanismus durchschaut hatte, sprach ich es offen und kritisch an. Von da an kippte es. Irgendwann hieß es nur noch: ‚Deine Krankheiten schützen dich nicht immer und/oder nicht vor allem.‘ Ich empfand das als Drohung. Und ja, ich denke, das war es wohl auch.“
Von der Drohung abgesehen: Solche Formulierungen zeigen mir, dass manche meinen, sich mir gegenüber Zurückhaltung aufzuerlegen. Aus Rücksicht. Oder aus Kalkül.
Weil bekannt ist, dass meine Erkrankungen – und die körperlichen Reaktionen auf zwischenmenschliche Gewaltformen – real sind.
Ich habe es erlebt: Konflikte im Umfeld und Intrigen können Schübe auslösen. 2023, inmitten der GWUP-Spaltung (Florian Aigner hat es gut beschrieben), war es so. Die emotionale Nähe, die ich damals zuließ, hatte einen Preis: mein Körper reagierte, mein Nervensystem stürzte ab, monatelang.
Das passiert nur, wenn ich Nähe zulasse. Wenn ich in ein Gruppengefüge gerate, das mich emotional berührt – vor allem, wenn mein Gerechtigkeitssinn anspringt.
Denn der Gerechtigkeitssinn verhindert, dass ich mich angemessen schütze. Er zieht mich hinein, wo ich mich eigentlich zurückziehen müsste.
Anders, wenn ich schreibe.
Wenn ich kritisiere, analysiere, vielleicht sogar provoziere – dann bleibt alles, was zurückkommt, äußerlich. Kein Zittern. Keine Rückkopplung. Schreiben schafft Distanz. Es ist kein Rückzug, sondern Selbstschutz. Jahrzehntelang habe ich meine Krankheiten verborgen, weil ich es so gelernt hatte: nicht schwach sein, nicht auffallen. Erst seit wenigen Jahren nenne ich die Dinge beim Namen. Nicht, um Mitleid zu bekommen, sondern um mich nicht länger selbst zu verleugnen.
Ich weiß also genau, wann mich etwas trifft. Und wann nicht.
Darum dies hier:
Ich bin keine Pusteblume.
Wer mir mit Rücksicht begegnet, beleidigt mich. Ich brauche keine Schonung, ich brauche Ernsthaftigkeit.
Ich möchte, dass man mich in meinen digitalen, argumentativen Kompetenzen wahrnimmt – nicht in meiner Verletzbarkeit.
Auch die Wohlmeinenden bitte ich: Verwendet meine Krankheiten nicht, um mich zu verteidigen. Wenn ich kritisiert werde, lasst es stehen. Jede Schutzbehauptung über meine Gesundheit entmündigt mich. Sie rückt mich in eine Position, aus der ich nicht mehr sprechen, sondern nur noch „geschont“ werden kann. Und das, was ich will, ist das Gegenteil von Schonung: Diskurs.
Ich bin nicht fragil, ich bin nur durchlässig.
Und das ist der Unterschied.
Wer mich hört, soll meine Argumente prüfen – nicht mein Immunsystem.
Wer mich ernst nimmt, tut es, weil ich denke, nicht weil ich leide.
Ich bin keine Pusteblume.
Ich bin Gegenwind.