Bereits der Titel „Wie kritisch sollten Erzählungen von Missbrauchsopfern hinterfragt werden?“ geht direkt in medias res, wie Moderatorin Sarah Ulrich („Netzwerk Recherche“) erklärt und die Eckpunkte des Narrativs von RG umreißt. Dazu berichtet sie über ihren ersten Kontakt mit dem Thema, als ein bekannter Traumatherapeut mit diesbezüglichen „Informationen“ über einen satanischen, Kinder-mordenden Kult in Berlin an sie herangetreten ist. Ulrich erläutert, wie sie „erst einmal drauf reingefallen sei“, bis sie gemerkt habe, dass dieses Story nicht stimmen könnte, sondern zu einem bereits aufgedeckten Narrativ passe.
Schlagwort: Satanic Panic
WTF-Talk: Satanic Panic Update 2
Gleich zu Beginn des Talks weist Bernd Harder auf den im Frühjahr erschienenen Artikel von Peer Briken hin, der nun erstmals auf die Kritik reagiert hat . Auch Frank Urbaniok begrüßt diese Klarstellung, denn in Brikens ursprünglicher Studie wurde quasi durch die Hintertür eine Prävalenz für RG-MC suggeriert, indem von Behandlungsbedarf bzw. dem noch nicht gedeckten Forschungsbedarf gesprochen wurde. Daraus ergab sich in Folge das Problem, dass diese Studie von Anhängern des Narrativs als Referenz genommen wurde. Dennoch kann diese Stellungnahme erst ein Anfang sein: „Es ist gut, dass die Stellungnahmen kommen, es ist gut, dass sich Fachverbände, Funktionäre positioniert haben. Das ist ein bisschen die Eintrittskarte für die Diskussion, doch das heißt noch nicht, dass die Kuh vom Eis ist“ – denn gerade in der Praxis, so Urbaniok, therapieren diejenigen, die Fehltherapien vertreten, munter weiter.
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Das Thema Satanic Panic bzw. das Narrativ von ritueller Gewalt & Mind Control sind Paradebeispiele für moralische Panikphänomene. Dabei geht es nicht „nur“ um eine Verschwörungstheorie von vielen, sondern um ein Konstrukt an wissenschaftlich nicht haltbaren Thesen, die immensen Schaden unter vulnerablen Personengruppen wie Traumaopfern anrichten. Dieses Thema ist äußerst umfangreich und reicht von der (historischen) Satanic Panic über False Memory bis hin zur bewussten Verzerrung der Dissoziativen Identitätsstörung als Basis für vermeintliche „Programmierungen“ seitens der Täter.
Satanic & Moral Panic
Wie bereits 1980 in den USA ging es auch hier um den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Verschwörungstheoretiker haben vor allem dann den größten Erfolg, die Gesellschaft mit einer Panik zu infizieren, wenn man die Angst schürt, Kinder seien in einer großen Gefahr. Das sind sehr emotional geladene Themen, und um Verschwörungstheorien zu streuen und zu zünden, benötigt man starke Emotionen, starke Ängste, starke Unsicherheiten, eine starke Wut und idealerweise ganz viele Menschen, die sich politisch – meist aus rechtsextremen Kreisen – zu Nutze machen wollen.